Der Zusammenhang von Strassen und Wirtschaftsentwicklung und des Strassen(aus)baus als Instrument der Wirtschaftspolitik war im physiokratischen Schrifttum des 18. Jahrhunderts allgemein akzeptiert. Immer wieder betont wurde die fiskalische Bedeutung des aus besseren Strassen resultierenden grösseren Handelsverkehrs. Das entsprach auch der Motivlage der helvetischen Akteure. In der beginnenden Helvetik stand neben den wirtschafts-, zoll- und fiskalpolitischen Motiven aber auch die Frage der Kommunikation im Vordergrund.
Im Oktober 1798 liess der Finanzminister dem neu ernannten Kriegsminister eine Nachricht zukommen. Dass der Finanzminister sich an dem Tag an den Kriegsminister wandte, an dem das Direktorium im Kriegsministerium das Büro der Division III «Génie, Ponts et Chaussées» besetzte, war kein Zufall: man hatte eben eine verantwortliche Stelle für das Strassenwesen geschaffen.[1] Das Schreiben handelt davon, dass, seit man den Sitz der Regierung in Luzern etabliert hatte, es noch nicht gelungen sei, von dort aus regelmässige Kutschen- oder auch nur Botenverbindungen zu allen Hauptorten der Helvetischen Republik einzurichten und zu unterhalten. Besonders problematisch waren die Verbindungen nach Zürich und in die östliche Schweiz. Dorthin sei über die vorhandenen Strassen keine reguläre Kommunikation möglich.[2]
Die Sicherstellung der Kommunikation war nun exakt die Notwendigkeit, aus der heraus sich die Dringlichkeit und Häufigkeit erklärt, mit der sich die helvetische Zentralverwaltung und die Regierung mit dem Strassenwesen auseinandersetzten. Eine schnelle, sichere Kommunikation war für einen modernen Staat, wie er nun forciert eingerichtet werden sollte, eine unerlässliche Voraussetzung.
Die grosse Bedeutung der Strassen für Kommunikation war für die Zentralregierung ein Hauptgrund für ihre in den Quellen detailliert überlieferten Anstrengungen. Auch manche der grossen (nicht realisierten) Strassenprojekte der Helvetik, beispielsweise die Strasse von Zug nach Horgen oder die Strasse von Bremgarten nach Zürich, erklären sich zunächst einmal daraus.
Postkarte von der Schweiz; par Johann Stenger, est tirée de l’atlas de Johann Josef von Reilly, paru à Vienne en 1799.[3]
[1] CH-BAR#B0#1000/1483#3144, fol. 29 [PDF-S. 35].
[2] CH-BAR#B0#1000/1483#3150, fol. 143-143v [PDF-S. 217-218].
[3] CH-BAR#B0#1000/1483#3186c#1_0003.